Weihnachten in aller Stille wie es damals war - und Händedesinfektionsmittel mit Bratapfelduft
Es war einmal: Kekse backen, kleine Besorgungen hier, Geschenke finden dort, Friseurtermin, Besuche planen, Einkaufsstress, Hektik! Und plötzlich werden wir alle durch den Lockdown ausgebremst. Kommen wir dadurch zur Ruhe? Nein, nicht ganz. Andere Themen schieben sich in den Vordergrund: hohe Infektionszahlen, viele Tote jeden Tag, Einzelhandel geschlossen, Kurzarbeit, eingeschränkte Besuche. Unser aller Alltag wird durch die Corona-Basisregeln für den Alltag (AHAL) bestimmt: Abstand halten. Hygiene-Maßnahmen beachten. Alltagsmaske tragen. Lüften! Diesmal ist vieles anders. Und Stimmung will nicht so recht aufkommen. Damit uns nicht ständig der Geruch von Ethanol und Ähnlichem in die Nase steigt, haben findige Leute Händedesinfektionsmittel mit Bratapfelduft und echten Parfümölen entwickelt. Uns allen fehlen eben die so lieb gewordenen Gewohnheiten und die Vielzahl der vorweihnachtlichen Angebote.
Doch nun gehen wir auf Weihnachten zu. Das Fest der Liebe und der Geschenke.
Das Fest der Geburt Jesu. Eine Zeit der Lichter, der kleinen Leckereien und der Freude. Wie passt das zusammen? Auf dem ersten Blick gar nicht, und deshalb sind wir so enttäuscht und aufgebracht. Jetzt ist eigentlich die Zeit, wo wir uns allen gegenseitig Gutes tun wollen. Wo wir Nähe und den Nächsten suchen.
Wie war es denn am allerersten Weihnachtsfest? Die wohl bekannteste Erzählung dazu lesen wir in der Bibel bei Lukas (2,1-20). Die Geschichte beginnt mit der ersten Volkszählung. Alle waren nun unterwegs, an ihren Geburtsort zu kommen, um sich dort zählen zu lassen. So auch Maria und Josef. Und das Reisen in damaliger Zeit ist in keinster Weise mit den heutzutage angenehmen Reisemöglichkeiten vergleichbar.
Maria war hoch schwanger und stand kurz vor der Geburt. Ärztliche Versorgung und Betreuung, wie wir sie heute kennen; daran war nicht zu denken. Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Keine Hebamme, kein Pflegepersonal, keine richtige Unterkunft. Wie umfassend ist heute der medizinische und ärztliche Standard. Und selbst in besonderen Krisenzeiten wie jetzt in der Pandemie, wird alles darangesetzt, um Leben zu schützen und zu retten!
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei ihren Schafen, die hüteten des Nachts ihre Herde. Arbeit war wohl bekannt. Auch zu ungünstigen Zeiten. Wer ist nicht alles für uns tätig, damit wir unser Ziel erreichen!? Die Verkehrsmittel aller Art, die Lebensmittelgeschäfte, die Ärzte, Apotheken und die vielen Pflegeberufe! Die vielen Menschen, die uns das Leben – auch um Weihnachten herum – ermöglichen. Und des Herrn Engel trat zu den Hirten, und verkündigte ihnen eine große Freude; die Geburt des Herrn. Das Matthäus-Evangelium ergänzt die Geschichte mit dem berühmten Stern von Bethlehem.
Der Stern wies den Hirten den Weg zur Krippe. Heute haben wir Navigationsgeräte.
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 'Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens'.
Vielleicht liegt in diesen Worten der Schlüssel zu diesem besonderen Weihnachtsfest.
Einmal mehr sich Gott zuwenden und ihm die Ehre geben. Dann kann auch Frieden
auf Erden kommen. Zumindest doch bei den Menschen, die ihm, dem Herrn, wohl gefallen. Es hat also eine gewisse Wechselwirkung: Gott gefallen und ihn anbeten, und dadurch eine gewisse Zufriedenheit erlangen.
Zunächst wird sich um uns herum nicht viel ändern. Die Pandemie wird uns noch eine Zeitlang begleiten. Die Einschränkungen bleiben noch bestehen. Aber wie können wir,
ausgerüstet mit himmlischen Frieden, mit all' den Sorgen, Problemen und Situationen umgehen?
Warum hat Gott eigentlich seinen Sohn gesandt? Gott will, dass die Trennungen der Menschen untereinander und zu ihm überwunden werden. So sandte er Jesus Christus. Er sollte uns ein Vorbild sein, wie wir unser Leben im Glauben und mit Gott einrichten können.
Wie wir in der Bibel nachlesen können, fand das erste Weihnachten in aller Stille statt. So ähnlich wird es auch in diesem Jahr. Einfach etwas stiller um uns herum. Und vielleicht hören wir den einen oder anderen Engel, die Stimme in uns, was wir noch Gutes tun können. Trotz aller Einschränkungen. Gottes Wohlgefallen wird uns begleiten!
Nahezu alle christlichen Kirchen und Gemeinden bieten auch unter den Pandemie-Bedingungen Gottesdienste über die Feiertage an. Aufgrund des eingeschränkten Platzangebots ist eine Anmeldung für Präsenzveranstaltungen unbedingt notwendig! Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von audiovisuellen Angeboten im Internet.
Ihnen allen ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein wirklich gesundes und erfolgreichen neues Jahr!
© Text Rolf Carl – Diakon in der Neuapostolischen Kirche, Gemeinde Hamburg-Lurup